Drei Jahre Open Access Publikationsfonds der Universität Bern. Nutzung, Geldflüsse und aktuelle Fragestellungen

Der Open Access Publikationsfonds ist seit 2020 Teil der Dienstleistungen der Universitätsbibliothek Bern, welche zur Umsetzung der nationalen Open Access Strategie beitragen. Der Fonds unterstützte in den drei Jahren seines bisherigen Bestehens zahlreiche Forschende der Universität Bern bei der Publikation von Artikeln und Büchern in Gold Open Access. Seit Anfang 2022 nimmt die Universität Bern mit Ihrem Fonds am nationalen Open Access Fonds von swissuniversities Teil. Die Projektphase ist bis Ende 2024 befristet.

Änderungen durch Teilnahme an nationalem OA-Fonds

Durch die Teilnahme am Projekt nationaler OA-Fonds wurden die durch die Universität zur Verfügung gestellten Mittel von jährlich 200’000 CHF durch swissuniversities um jährlich 150’000 aufgestockt.

Der maximal pro Publikation ausbezahlte Betrag wurde von 1500 Franken auf 2500 Franken (plus MWST) erhöht. Die Möglichkeit einer Teilzahlung an höhere APCs wurde aufgehoben, dies unter anderem, um ein klares Zeichen für einen vertretbaren Höchstbetrag zu setzen.. Bei Buchpublikationen wurde der Maximalbetrag pro Publikation von 2000 Franken auf 8000 Franken angehoben, anteilsmässige Zahlungen bleiben weiter möglich. Neu werden zudem Publikationen in Zeitschriften nur noch unterstützt, wenn sie unter einer CC-BY Lizenz (ohne weitere Einschränkungen) publiziert werden, wobei bei Buchpublikationen enger gefasste CC-Lizenzen weiter möglich bleiben. Neu werden zudem Rechnungen durch den Fonds direkt an die Verlage vergütet.

Abkommen mit Gold-OA Verlagen

Im Zusammenhang mit dem nationalen OA-Fonds wurden von verschiedenen Hochschulen konsortiale Vereinbarungen mit einem oder mehreren Gold Open Access Verlagen abgeschlossen. Diese beinhalten zum Beispiel Rabatte auf APCs oder Abrechnung via ein Prepaid-Guthaben. Die Universität Bern beteiligt sich an zwei Abkommen. Das Abkommen mit MDPI gewährt Forschenden der Universität Bern 20% Rabatt auf APCs, die Workflows bleiben wie bisher. Die Vereinbarung mit Frontiers umfasst 10% Rabatt sowie die Abrechnung via ein Prepaid Guthaben, für welches aus den Fonds-Mittel 100’000 Franken eingesetzt wurden.

Durch das Abkommen mit Frontiers werden seit März 2022 Publikationen, deren Corresponding Author als Affiliation die Universität Bern und/oder die E-Mail-Adresse der Universität angibt, direkt zur Unterstützung durch den Fonds vorgeschlagen. Das Fonds-Management prüft die Berechtigung des/der Corresponding Author und andere Fördermöglichkeiten (v.a. SNF) und entscheidet über die Förderung. Das Prepaid Guthaben war nach knapp 6 Monaten im September 2022 bereits ausgeschöpft und es konnten bis Ende Jahr keine weiteren Frontiers-Artikel unterstützt werden. Für 2023 wurde erneut ein Abkommen mit Frontiers geschlossen, darin ist wiederum die Abwicklung der Zahlungen via das Prepaid-Guthaben (gleicher Betrag wie 2022) enthalten sowie eine fixe APC-Gebühr für alle Artikel, die sich an einem Durchschnittswert einschliesslich einem 10% Rabatt orientiert.

*Start Publikationsfonds April 2020,
**Frontiers Vereinbarung ab März 2022.

Schätzung Entwicklung Anträge 2020-2022

Die Bedingungen waren in den drei Jahren unterschiedlich: so lief der Fonds im Jahr 2020 erst ab April; im Jahr 2022 wurden Publikationen in Frontiers-Zeitschriften ab März via das das Frontiers- Dashboard bearbeitet.  Wie die Entwicklung in etwa aussehen dürfte, wenn der Fonds drei Jahre lang unter den gleichen Bedingungen weiterführt worden wäre, zeigt die folgende Grafik.

*Werte für 2020 wurden von drei Quartalen auf ein gesamtes Jahr hochgerechnet
**Für 2022 wurden die Anzahl Anträge zu Frontiers-Zeitschriften von Januar-Februar auf das ganze Jahr hochgerechnet.

Fakultäten

Das Gros der Anträge ist in allen drei Jahren aus der Medizinischen Fakultät eingegangen. Zählt man die Anträge aus der tiermedizinischen Fakultät Vetsuisse dazu, stellten die medizinischen Fakultäten im Schnitt gut 70% aller Anträge an den Fonds. Der Anteil an Anträgen aus der philosophisch-historischen Fakultät stieg, wenn auch auf tiefem Niveau, stetig an. Ebenso erhielt der Fonds zunehmend Anträge aus der philosophisch naturwissenschaftlichen Fakultät. Aus der philosophisch-humanwissenschaftlichen Fakultät hingegen wurden 2022 markant weniger Anträge eingereicht als noch 2021.

Auch eine kurze Durchsicht der Frontiers Zeitschriften zu denen Publikationen eingereicht wurden, zeigt eine Dominanz medizinischer Themen (ca. 60%). An zweiter Stelle kommen mit knapp 20 Prozent Publikationen in Zeitschriften der Psychologie und Psychiatrie. Weitere zehn Prozent betreffen die Tiermedizin.

Verlage

Bei den Verlagen dominieren die beiden grossen Gold Open Access Verlage MDPI und Frontiers sowie Springer Nature und BMC. Ebenfalls gut vertreten sind Publikationen bei PLOS. Wiley und Elsevier gehören nicht konstant zu den fünf am häufigsten betroffenen Verlagen, dies dürfte damit zusammenhängen, dass das Open Access Hauptgeschäft dieser Verlage eindeutig bei ihren Hybrid-Titeln liegt

* Für Frontiers sind nur die Anträge an den Fonds von Januar und Februar mitgerechnet, ab März wurden Frontiers-Publikationen via das Dashboard bearbeitet.

Fazit und Herausforderungen

Der Publikationsfonds entspricht, wie die hier aufgeführten Zahlen deutlich zeigen, einem steigenden Bedürfnis der Forschenden der Universität Bern nach Unterstützung bei der Finanzierung von Gold Open Access Publikationen. Insbesondere in der medizinischen Fakultät ist die Nachfrage gross, aber auch in den meisten anderen Fakultäten steigt der Bedarf nach Förderung. Zusammen mit den steigenden APC-Gebühren und der höheren Ausschüttung pro Publikation im Jahr 2022, konnten der Fonds nur dank der zusätzlichen Finanzierung durch swissuniversities Publikationen bis Ende Dezember unterstützen. Einzig für Frontiers-Publikationen gab es bereits ab September keine Unterstützung mehr, da das Prepaid-Guthaben ausgeschöpft war.

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Nachfrage und der steigenden APC-Kosten stellt sich nun die Frage, wie der Fonds sich weiterentwickeln muss, um den Bedürfnissen der Berner Forscher*innen gerecht werden zu können und damit auch nach der Weiterfinanzierung nach Abschluss des swissuniversities Projekts Ende 2024.

Die Splittung des Fonds in Abkommen mit einzelnen Verlagen und dem «klassischen» Fonds für alle übrigen Publikationen bietet zwar einerseits Vereinfachungen im Workflow für die betreffenden Verlage; andererseits führt sie jedoch zu parallelen Workflows und Monitoring-Quellen. Nicht unumstritten ist zudem die «Bevorzugung» eines oder mehrerer Verlage durch Reservierung eines bestimmten, in unserem Fall beachtlichen, Anteils des Fondsbudgets und der Vereinfachung der Finanzierungsabläufe für Autor*innen.  Für 2023 wird sich der Fonds mit solchen Fragen beschäftigen müssen. Es bleibt spannend!

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